Brücken in Remagen
Fotografien: Claudia Görres © 2013
Mai 2012 – vorauss. Mai 2013: Das eigene Erleben verarbeiten, mitteilen, im Zusammenspiel Barrieren abbauen und eine gemeinsame Geschichte erschaffen – das sind die ehrgeizigen Ziele einer kleinen Laien-Schauspielgruppe. In dem geplanten interkulturellen Theaterprojekt geht es darum, Erlebnisse über kleine alltägliche Begegnungen zwischen Menschen unterschiedlicher Kulturen zu sammeln und auf die Bühne zu bringen. In dieser Form des biografischen Theaters erzählen zunächst die MitspielerInnen ihre erlebten und bewegenden Geschichten, die mal traurig, mal heiter, mal spannungsgeladen, mal liebevoll oder noch anders sind. Aus dieser Sammlung von Erzählungen wählen wir gemeinsam aus, und bereiten diese Geschichten für die Bühne auf. Die persönlichen Geschichten laden zum Nachdenken ein, sie berühren uns und erlauben uns einen Blick in die Welt des anderen. Indem wir unsere Geschichten miteinander teilen, sie gemeinsam aufbereiten und aufführen, schaffen wir uns eine gemeinsame neue Geschichte. Die Theaterarbeit wird zu einem Gemeinschaft stiftenden Instrument. Darüber hinaus können wir unsere Erfahrungen im Rahmen einer Inszenierung mit dem Publikum teilen.
Was bewegt Menschen an diesem Projekt teilzunehmen?
Die Spielerin M. aus Äthiopien beschreibt, warum sie an diesem Projekt teilnehmen möchte:
„Als ich im Wochenblatt Blick die Anzeige über das Theaterprojekt las, war ich direkt begeistert, weil ich immer schon gerne Theater spielen wollte und als Bürgerin mit ausländischer Herkunft fühlte ich mich angesprochen. Beim ersten Treffen wurde dann klar, das das Thema Begegnungen heißt. […] Ich glaube, dieses Projekt wird mich um noch eine positive Erfahrung reicher machen, und ich werde Einiges dazu lernen.“
Das Spiel beginnt
An zwei Abenden in der Woche begannen wir mit einem Theatertraining, um die SpielerInnen miteinander vertraut zu machen. Insgesamt waren ca. 25 Menschen aus 10 Nationen im wöchentlichen Training. Die jüngsten TeilnehmerInnen waren 14 Jahre und die Älteste 76 Jahre alt. Bis einschließlich der Sommerferien konnte sich jeder frei im Improvisationsspiel ausprobieren, ohnesich für das weitere Projekt zu verpflichten. Auch stand es jedem offen noch „einzusteigen“. Dieser erste Projektabschnitt war gekennzeichnet durch sehr viel Spielfreude, Begeisterung für die Improvisationen, ein gutes Miteinander und Vertrauen innerhalb der Gruppen.
Seit August arbeiten wir an den persönlichen Geschichten. Hierzu legten wir die Gruppen zusammen. Es hat sich ein Kern von 18 SpielerInnen gefunden, die weiter arbeiten möchten. Bei einem gemeinsamen Nachmittag im Kwartir Lateng erzählten uns gegenseitig unsere Erlebnisse. Diese Erzählungen habe ich zusammengefasst, und mit diesen arbeiten wir gerade weiter.
Von der Reflexion zur Inszenierung
Die jetzige Arbeit setzt an der Kreativität der einzelnen Spieler an, die aus den Geschichten heraus Ideen für eine Bühneninszenierung entwickeln. Dabei werden teilweise die gesammelten Geschichten in Szenen so nachgespielt, wie sie in etwa stattgefunden haben, oder es werden Gefühle und Stimmungen herausgestellt, die in chorischer Form durch die Gruppe zum Ausdruck gebracht werden. Darüber hinaus diskutieren wir aber auch ständig über bestimmte Erfahrungen der TeilnehmerInnen. Die ganze Arbeit ist ein offener, kreativer Prozess, der von allen TeilnehmerInnen viel Einsatz erfordert. Gleichzeitig entstehen immer wieder neue Ideen und Spielimpulse aus der Gruppe heraus, die wir ebenfalls für die Inszenierung nutzen möchten. Für mich als Leiterin ist es interessant zu sehen, wie sich meine eigenen Vorstellungen über unser Verhältnis zu Menschen mit Migrationshintergrund durch diese gemeinsame Theaterarbeit verändern. Wir haben in der Gruppe immer wieder „Aha-Erlebnisse“ und lernen sehr viel voneinander. Es ist ein spannendes Projekt und wir wissen nicht, welchen Ausgang es nimmt. Wir haben kein fertiges Drehbuch, wir schreiben es selber. Es sind schon wunderbare Szenen entstanden, auch wenn alle beruflich, familiär oder schulisch eingebunden sind und immer wieder Termine dazwischen kommen. Ich hoffe, dass wir im Frühjahr nächsten Jahres mit unseren Ergebnissen auftreten können.
Der Förderverein der Grundschule St. Martin
…ist Träger des Theaterprojektes.
Er unterstützt die Grundschule finanziell, materiell und ideell. Er fördert die Zusammenarbeit von Eltern, Schule und Öffentlichkeit.
Ansprechpartnerin:
Frau Sibylle Drenker-Seredszus
Tel. 02228-911264
mail@naturleben-rheinland.de
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